Repräsentative Wahlstatistik zur Landtagswahl 2016
Wie haben Frauen und Männer unterschiedlicher Altersgruppen gewählt? Antwort auf diese Frage gibt die Repräsentative Wahlstatistik zur Landtagswahl 2016. Der Vorteil dieser Wahlstatistik ist, dass nicht das "beabsichtigte" oder das nach dem Wahlgang "bekundete" Wahlverhalten von Befragten, sondern die tatsächliche Stimmabgabe der Wählerinnen und Wähler in den ausgewählten Stimmbezirken ausgewertet werden kann. Darüber hinaus ist die Zahlenbasis der Repräsentativen Wahlstatistik sehr breit. So waren bei der Landtagswahl 2016 rund 121.000 Wählerinnen und Wähler einbezogen, das sind 5,6 Prozent aller Wählerinnen und Wähler. Die Repräsentative Wahlstatistik gibt es seit 1967.
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Stimmenanteile der Parteien nach Alter und Geschlecht
SPD, CDU und GRÜNE erhielten von den Frauen höhere Stimmenanteile als von den Männern. Die AfD schnitt bei den Männern deutlich besser ab als bei den Frauen. Auch die FDP bekam von den Männer mehr Stimmen als von den Frauen.
Die differenziertere Untersuchung nach einzelnen Altersgruppen zeigt, dass die SPD ihre höchsten Landesstimmenanteile von den älteren Wählerinnen und Wählern bekam. Ihr bestes Ergebnis erzielten die Sozialdemokraten mit 41,7 Prozent bei den 60-jährigen und älteren Frauen (Landesergebnis in der Stichprobe: 36,2 Prozent). Die geringste Zustimmung fand die Partei mit einem Stimmenanteil von 27,4 Prozent bei den Männern im Alter zwischen 25 und 44 Jahren.
Die CDU wurde ebenfalls häufig von älteren Menschen gewählt wird. Ihren höchsten Stimmenanteil erzielten die Christdemokraten bei den 60-jährigen und älteren Frauen. In dieser Wählergruppe lag die Union mit 39,1 Prozent der gültigen Landesstimmen deutlich über ihrem Landesergebnis (in der Stichprobe: 31,6 Prozent). Den geringsten Stimmenanteil musste die CDU mit einem Anteilsergebnis von 22,8 Prozent bei den 18- bis 24-jährigen Männern hinnehmen.
Die AfD holte – im Gegensatz zu den beiden großen Parteien – bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern deutlich höhere Stimmenanteile als bei den älteren. Ihren höchsten Stimmenanteil bekam die Partei mit 21 Prozent von den 25- bis 34-jährigen Männern (Landesergebnis in der Stichprobe: 13 Prozent). Bei den Männern erzielte die AfD in allen Altersgruppen ein zweistelliges Wahlergebnis. Von den 60-jährigen und älteren Frauen bekam die Partei nur 6,9 Prozent der gültigen Landesstimmen.Die FDP erzielte ihr bestes Ergebnis bei den Männern im Alter von 60 und mehr Jahren. Von dieser Wählergruppe erhielt sie 7,7 Prozent der gültigen Stimmen (Landesergebnis in der Stichprobe: 6,2 Prozent). Den geringsten Zuspruch bekamen die Liberalen mit 4,4 Prozent von den 25- bis 34-jährigen Frauen. Auch bei den 18- bis 24-jährigen Frauen blieb die Partei unter der Fünf-Prozent-Marke.
Die GRÜNEN holten ihren mit Abstand höchsten Landesstimmenanteil bei den 18- bis 24-jährigen Frauen mit 11,7 Prozent der gültigen Stimmen (Landesergebnis in der Stichprobe: 5,4 Prozent). Am schlechtesten schnitten die GRÜNEN mit nur 2,2 Prozent bei den 60-jährigen und älteren Frauen ab. Auch bei den 60-jährigen und älteren Männern blieb die Partei mit 2,4 Prozent deutlich unter der Fünf-Prozent-Marke.
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Gewinne und Verluste
Im Vergleich zur Landtagswahl 2011 hat die SPD bei den Frauen Landesstimmenanteile hinzugewonnen (plus 3 Prozentpunkte), bei den Männern dagegen verloren (minus1,7 Prozentpunkte). Die Sozialdemokraten haben bei den Frauen in allen Altersgruppen Stimmenanteile hinzugewonnen und bei den Männern in allen Altersgruppen verloren. Den höchsten Zuwachs verzeichnete die Partei bei den 18- bis 24-jährigen Frauen (plus 5,7 Prozentpunkte), den stärksten Verlust bei den 35- bis 44-jährigen Männern (minus 3,1 Prozentpunkte).
Die CDU verlor gegenüber 2011 bei den Männern (minus 3,9 Prozentpunkte) etwas stärker als bei den Frauen (minus 3,4 Prozentpunkte). Zugewinne gab es für die Union nur bei den Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren (plus 2,9 Prozentpunkte). Die größte Einbuße mussten die Christdemokraten bei den 60-jährigen und älteren Männern hinnehmen (minus 7,2 Prozentpunkte). Aber auch bei den 60-jährigen und älteren Frauen gab es hohe Verluste (minus 6 Prozentpunkte).
Die FDP hat sich bei den Frauen und den Männern in allen Altersgruppen gegenüber der Wahl 2011 verbessert. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern stieg der Landesstimmenanteil der Liberalen um 2 Prozentpunkte. Zugewinne gab es vor allem bei den älteren Wählerinnen und Wählern. Den höchsten Stimmenzuwachs konnte die FDP bei den 60-jährigen und älteren Männern verbuchen (plus 3 Prozentpunkte).
Die GRÜNEN mussten hohe Stimmenverluste hinnehmen, und zwar sowohl bei den Frauen (minus 10,7 Prozentpunkte) als auch bei den Männern (minus 9,4 Prozent). In den meisten Wählergruppen waren die Anteilsverluste sogar zweistellig. Am stärksten verlor die Partei bei den 35- bis 44-jährigen Frauen (minus 17,3 Prozentpunkte). -
Nutzung des Stimmensplittings
Bei Landtagswahlen haben die Wählerinnen und Wähler zwei Stimmen: Die Wahlkreisstimme geht an eine Wahlkreisbewerberin bzw. einen Wahlkreisbewerber, die Landesstimme an eine Partei. Die Wählerinnen und Wähler können ihre Stimmen splitten, also mit ihrer Landesstimme eine Partei und mit ihrer Wahlkreisstimme die Bewerberin bzw. den Bewerber einer anderen Partei, eine Einzelbewerberin bzw. einen Einzelbewerber oder ungültig wählen.
Bei den beiden größeren Parteien machten – wie bei den vorangegangenen Wahlen – vergleichsweise wenige Wählerinnen und Wähler vom Stimmensplitting Gebrauch. Bei der SPD waren es knapp 19 Prozent und bei der CDU sogar nur 12 Prozent der Landesstimmen-Wählerinnen und -Wähler, die ihre Wahlkreisstimme an die Kandidatin bzw. den Kandidaten einer anderen Partei gaben oder ungültig wählten.
Vom Stimmensplitting der Landesstimmen-Wählerinnen und -Wähler der SPD profitierten am häufigsten Kandidatinnen bzw. Kandidaten der CDU (75 von 1.000) und am zweithäufigsten Bewerberinnen bzw. Bewerber der GRÜNEN (60 von 1.000).
Vom Stimmensplitting der CDU-Wählerinnen und -Wähler profitierten vor allem die SPD (46 von 1.000) und die FDP (32 von 1.000).
Die Landesstimmen-Wählerinnen und -Wähler der „kleineren“ Parteien nutzen das Stimmensplitting häufiger, entweder, weil die „eigene“ Partei keine Wahlkreiskandidatin bzw. keinen -kandidaten aufgestellt hat oder weil der Kandidatin bzw. dem Kandidaten keine Chance eingeräumt wird, den Wahlkreis zu gewinnen.
Mehr als die Hälfte der Landesstimmen-Wählerinnen und -Wähler der AfD hat vom Stimmensplitting Gebrauch gemacht. Davon profitierte vor allem die CDU (112 von 1.000). Im Vergleich zu den anderen Partei ist auffällig, dass die Wählerinnen und Wähler der AfD relativ häufig Kandidatinnen bzw. Kandidaten der sonstigen Parteien (vor allem der Freien Wähler) ihre Wahlkreisstimme gegeben haben oder ungültig wählten.
Gut 40 Prozent der Landesstimmenwählerinnen und -wähler der FDP haben ihre Stimmen gesplittet oder ungültig gemacht. Am stärksten profitierten davon mit deutlichem Abstand die Unionskandidatinnen bzw. -kandidaten (285 von 1.000).
Von den Wählerinnen und Wählern der GRÜNEN gaben 44 Prozent die Wahlkreisstimme an Kandidatinnen bzw. Kandidaten anderer Parteien oder wählten mit der Wahlkreisstimme ungültig. Vom Stimmensplitting der GRÜNEN-Wählerinnnen und -Wähler haben die Kandidatinnen bzw. die Kandidaten der SPD am meisten profitiert (306 von 1.000). -
Wahlbeteiligung
Zusätzlich zum Wählerverhalten wird im Rahmen der Repräsentativen Wahlstatistik auch die Wahlbeteiligung untersucht. Dazu wurden in den 188 Stimmbezirken die Wählerverzeichnisse nach Geschlecht und zehn Altersgruppen ausgewertet. Bei der Landtagswahl 2016 machten 70 Prozent der Frauen und 71 Prozent der Männer von ihrem Wahlrecht Gebrauch (Wahlbeteiligung in der Stichprobe: 70,5 Prozent).
Nicht erst bei dieser Wahl fällt auf, dass vor allem bei jungen Wählerinnen und Wählern das Wahlinteresse relativ gering ist. Mit zunehmendem Alter steigt es dann stetig an, erreicht in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen ein Maximum und nimmt bei den höher Betagten wieder ab.
Differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen zeigten bei dieser Wahl die 21- bis 24-jährigen Frauen und Männer mit 57,2 bzw. 55,3 Prozent das geringste Wahlinteresse. Am häufigsten gingen die 70-jährigen und älteren Männer zur Wahl (79 Prozent).
Im Vergleich zur Landtagswahl 2011 hat das Wahlinteresse bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen deutlich – häufig sogar zweistellig – zugenommen. Am stärksten nahm die Wahlbeteiligung bei den 25- bis 29-jährigen Frauen zu (plus 12,8 Prozentpunkte). Am wenigsten erhöhte sich die Beteiligung bei den 70-jährigen und älteren Frauen (plus 3,1 Prozentpunkte).