Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz 2019
Die rheinland-pfälzische Wirtschaft konnte die positive Entwicklung der vorangegangenen Jahre nicht fortsetzen. Das Bruttoinlandsprodukt verringerte sich nach vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder preisbereinigt um 1,3 Prozent (Deutschland: plus 0,6 Prozent). In jeweiligen Preisen belief sich das Bruttoinlandsprodukt auf 145 Milliarden Euro (plus 1,3 Milliarden Euro bzw. plus 0,9 Prozent). In Rheinland-Pfalz wurden 2019 folglich 4,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Der Jahreswirtschaftsbericht zeichnet die Entwicklung detailliert nach.
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Industrie
Verantwortlich für den kräftigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung im Jahr 2019 in Rheinland-Pfalz war das Verarbeitende Gewerbe, das im Land 23 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet. Die Bruttowertschöpfung der Industrie sank preisbereinigt um 9,8 Prozent. Damit belief sich der Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung auf minus 2,5 Prozentpunkte.
Anhand der Umsätze zeigt sich, dass die Industrie sowohl im Inlands- als auch im Auslandsgeschäft deutliche Einbußen hinnehmen musste. Der Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden sank 2019 um 7,8 Prozent. Während sich die Inlandsumsätze um 5,2 Prozent verringerten (Deutschland: minus 1,4 Prozent), schrumpften die Erlöse im Ausland sogar um 9,6 Prozent (Deutschland: plus 0,3 Prozent).
Da die Umsätze im Ausland stärker zurückgingen als im Inland, lag die Exportquote mit gut 56 Prozent unter dem Rekordergebnis des Vorjahres. Aufgrund der starken Exportorientierung wirken sich weltwirtschaftliche Einflüsse, wie z. B. die Unsicherheiten über die Auswirkungen des Brexit auf den Warenverkehr sowie die anhaltenden Handelsstreitigkeiten, besonders auf die Industrie in Rheinland-Pfalz aus.
Darüber hinaus ist die Entwicklung aber auch einem starken statistischen Basiseffekt geschuldet: Im Jahr 2018 hatte die Pharmabranche in Rheinland-Pfalz aufgrund eines singulären Effekts einen außergewöhnlich hohen Umsatz erzielt, der nun beim Vergleich mit dem herausragenden Vorjahresergebnis negativ zu Buche schlägt. Dementsprechend gingen die Erlöse in der Konsumgüterindustrie, zu der die Pharmabranche zählt, besonders stark zurück (minus 28 Prozent). Aber auch die Hersteller von Vorleistungsgütern mussten Einbußen hinnehmen (minus 4,8 Prozent). Die Investitionsgüterindustrie konnte ihre Umsätze hingegen um 1,2 Prozent steigern. Der Grund dafür ist die günstige Entwicklung der Kraftwagen- und Kraftwagenteileindustrie, deren Erlöse um 3,9 Prozent zulegten.
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Baugewerbe
Im Gegensatz zur Industrie entwickelt sich das Baugewerbe weiter positiv. Die Bruttowertschöpfung in diesem Bereich stieg preisbereinigt um 1,9 Prozent (Deutschland: plus 3,9 Prozent).
Im Bauhauptgewerbe erhöhte sich der Umsatz bei den Betrieben mit 20 und mehr tätigen Personen um 5,7 Prozent (Deutschland: +8,2 Prozent) und markierte das vierte Jahr in Folge einen neuen Rekord. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren hat das Wachstumstempo allerdings abgenommen. Auch die Entwicklung der Umsatzzuwächse im Jahresverlauf 2019 deutet auf eine nachlassende konjunkturelle Dynamik hin. Die Beschäftigung im Bauhauptgewerbe nahm um 4,6 Prozent zu (Deutschland: +4,9 Prozent).
Noch deutlich stärker war die Erlössteigerung im Ausbaugewerbe, dem anderen Bereich des Baugewerbes. Hier legte der Umsatz 2019 um elf Prozent zu (Deutschland: +8,5 Prozent). Die Beschäftigtenzahl erhöhte sich um 5,5 Prozent (Deutschland: +4,2 Prozent).
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Dienstleistungsbereiche
Auch aus den Dienstleistungsbereichen kamen positive Wachstumsimpulse. Die Wertschöpfung stieg hier um 1,4 Prozent (Deutschland: plus 1,7 Prozent). Aufgrund ihres hohen Anteils an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung (66 Prozent; Deutschland: 69 Prozent) steuerte der tertiäre Sektor mit 0,9 Prozentpunkten einen wesentlichen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bei, der aber bei weitem nicht ausreicht, um die ungünstige Entwicklung der Industrie auszugleichen.
Den größten Zuwachs verzeichnete der Teilsektor „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“. Im Berichtsjahr stieg die Wertschöpfung preisbereinigt um 1,5 Prozent (Deutschland: ebenfalls plus 1,5 Prozent). Der Bereich „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen“ erwirtschaftete einen Zuwachs um 1,3 Prozent (Deutschland: ebenfalls plus 1,3 Prozent). Der Teilsektor „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ verzeichnete ebenfalls ein Plus von 1,3 Prozent (Deutschland: plus 2,5 Prozent).
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Landwirtschaft
Im Gegensatz zum Jahr zuvor ist der Sektor „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ im Berichtsjahr kräftig geschrumpft. Die Bruttowertschöpfung verringerte sich in diesem Bereich um 7,9 Prozent (Deutschland: plus 0,4 Prozent). Ein wesentlicher Grund für das Ergebnis war die im Vergleich zum Rekordjahr 2018 schwache Weinernte sowie die unterdurchschnittliche Baumobsternte. Aufgrund des sehr kleinen Anteils dieses Bereichs an der gesamten Wirtschaftsleistung (1,7 Prozent; Deutschland: 0,9 Prozent) beträgt der Beitrag zur Entwicklung der rheinland-pfälzischen Wirtschaft jedoch nur minus 0,14 Prozentpunkte.
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Außenhandel
Der längerfristige Trend steigender Exporte setzte sich 2019 nicht fort. Der Wert der aus Rheinland-Pfalz ausgeführten Waren fiel erstmals seit 2009 unter das Vorjahresniveau. Die Ausfuhren schrumpften um elf Prozent (Deutschland: plus 0,8 Prozent). Der außergewöhnlich starke Rückgang ist unter anderem auf die Konsumgüterexporte zurückzuführen, die um 27 Prozent abnahmen. Der Grund sind kräftige Einbußen bei der Ausfuhr „Pharmazeutischer Spezialitäten“ (insbesondere Medikamente), die sich mit minus 47 Prozent fast halbierte. Die Exporte „Pharmazeutischer Spezialitäten“ hatten allerdings 2018 mit einem Zuwachs von 72 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein außergewöhnlich hohes Niveau erreicht, sodass beim Vergleich mit 2018 auch ein starker statistischer Basiseffekt zum Tragen kommt. Die schwache globale Konjunktur hat auch die Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern sinken lassen, deren Ausfuhr um 7,7 bzw. 2,9 Prozent sank.
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Preise
Die Verbraucherpreise lagen 2019 im Jahresdurchschnitt um 1,3 Prozent über dem Vorjahresniveau (Deutschland: plus 1,4 Prozent). Die jährliche Preisentwicklung blieb damit seit 2013 durchgängig unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank für den Euroraum (unter, aber nahe zwei Prozent).
Energie verteuerte sich 2019 nur leicht um 0,5 Prozent, was insbesondere auf Preissenkungen bei den Mineralölprodukten zurückzuführen ist. Die Nahrungsmittelpreise erhöhten sich ebenfalls nur moderat (plus 0,8 Prozent). Die als Kerninflationsrate bezeichnete Veränderung des „Gesamtindex ohne Nahrungsmittel und Energie“ lag im Jahresdurchschnitt 2019 bei plus 1,6 Prozent (Deutschland: plus 1,4 Prozent).
Unter den zwölf Abteilungen fiel die Teuerung bei „Alkoholischen Getränken und Tabakwaren“ am stärksten aus (plus 2,3 Prozent). Der Bereich „Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe“, in dem die Preise um 1,9 Prozent stiegen, hatte aufgrund des hohen Verbrauchsanteils mit 0,6 Prozentpunkten den höchsten Einfluss auf die Gesamtteuerung.
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Arbeitsmarkt
Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichten auch 2019 neue Höchststände. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg um 0,6 Prozent auf einen Rekordwert von 2,05 Millionen (Deutschland: plus 0,9 Prozent); der Zuwachs fiel jedoch geringer aus als in den Vorjahren. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm nach Angaben der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit um 1,7 Prozent zu (Deutschland: plus 1,6 Prozent). Die geringfügige Beschäftigung sank dagegen um 0,8 Prozent (Deutschland: plus 0,1 Prozent); im Jahr zuvor hatte sie noch um 0,7 Prozent zugenommen. Der schon länger anhaltende Trend rückläufiger Selbstständigenzahlen setzte sich weiter fort (minus 1,7 Prozent, Deutschland: minus 1,8 Prozent).
Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich um 1,1 Prozent und lag im Jahresdurchschnitt bei 97 700 Personen. Sie ist damit zwar noch immer rückläufig, aber im Jahr zuvor fiel der Rückgang mit minus 7,1 Prozent deutlich kräftiger aus als 2019. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent ab. Sie liegt weiterhin deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von fünf Prozent. Im Ländervergleich weisen bereits seit 2003 nur Bayern und Baden-Württemberg niedrigere Arbeitslosenquoten auf.
Bei der Bundesagentur für Arbeit wurden im Jahresverlauf 39 500 freie Stellen gemeldet. Die Zahl der zur Vermittlung gemeldeten offen Stellen war 2019 erstmalig seit 2013 wieder rückläufig. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent zurückgegangen.