Neuauflage der Bildungsindikatoren im Ländervergleich erschienen
In Rheinland-Pfalz beginnen überdurchschnittlich viele junge Menschen ein Hochschulstudium. Auch im Bereich der vorschulischen Bildung erreicht das Land deutschlandweit Spitzenwerte. Zu diesen Ergebnissen kommt die heute von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder herausgegebene Studie „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich“. Diese Publikation ergänzt die am Dienstag erschienene OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“, in der für die 30 in dieser Organisation zusammengeschlossenen Mitgliedsstaaten – darunter die führenden Industrienationen – internationale Vergleichszahlen präsentiert werden.
Mit einer Studienanfängerquote von 36,3 Prozent liegt Rheinland-Pfalz über dem Bundesdurchschnitt von 35,4 Prozent und nimmt damit zusammen mit Hessen (43,5 Prozent), Nordrhein-Westfalen (37,8 Prozent) und Baden-Württemberg (37,6 Prozent) einen vorderen Platz unter den Flächenländern ein. Auch bei der Hochschulabsolventenquote erreicht Rheinland-Pfalz, dessen Schwerpunkte in der Hochschulausbildung in den Bereichen Geistes-, Kunst- und Erziehungswissenschaften sowie Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften liegen, gute Werte. Die Absolventenquote entspricht mit 20,4 Prozent dem durchschnittlichen Ergebnis der anderen Flächenländer. In dieser Ländergruppe reichten die Absolventenquoten von 14,1 Prozent in Schleswig-Holstein bis zu 21,9 Prozent in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Ein Vergleich dieser Zahlen mit dem OECD-Durchschnitt von 55,9 Prozent ist nur bedingt möglich, da viele Ausbildungsgänge, die in anderen Staaten als akademische Ausbildung angelegt sind, hierzulande außerhalb des Hochschulbereichs angeboten werden, beispielsweise im dualen Ausbildungssystem oder an Fachschulen.
„Gute Qualifikation erhöht die Beschäftigungschancen“, so der Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, Jörg Berres. „Die Beschäftigungsquoten der Hochqualifizierten liegen in Rheinland-Pfalz bei 87 Prozent, bei Menschen ohne Berufsausbildung sind es nur 54 Prozent.“ Im Rahmen des vom Bund und von den Ländern beschlossenen Hochschulpaktes 2020 sollen in den nächsten Jahren die Zahl der Studienplätze und die erforderlichen Personalkapazitäten in Rheinland-Pfalz ausgeweitet werden.
Die Bildungslaufbahn beginnt in Rheinland-Pfalz schon frühzeitig. So besuchen überdurchschnittlich viele unter Fünfjährige eine öffentliche oder private Bildungseinrichtung. Die OECD-Studie gibt hier eine Untergrenze von drei Jahren vor. Da in Rheinland-Pfalz aber bereits viele unter 3-Jährige betreut werden, ergibt sich eine Quote von 108,5 betreuten Kindern je 100 Kinder in der Altergruppe der 3- und 4-Jährigen. Nur Thüringen und Sachsen erreichen eine höhere Bildungsbeteiligung dieser Altersgruppe.
Die 130 Seiten starke Publikation „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich“ beleuchtet das gesamte Bildungsspektrum und liefert wichtige Vergleichszahlen über den Bereich der Bildung in Rheinland-Pfalz:
Betreuungsrelation im Primarbereich und im Sekundarbereich I
Mit durchschnittlichen Klassengrößen von 21,9 Schülerinnen und Schülern im Primarbereich (Klassen 1 bis 4) und 24,7 im Sekundarbereich I (Klassen 5 bis 10) liegt Rheinland-Pfalz in etwa im Bundesdurchschnitt (Primarbereich: 22,1, Sekundarbereich I: 24,7).
Im Primarbereich liegt das durchschnittliche Betreuungsverhältnis bei 18 Schülern je Lehrkraft und damit günstiger als im Bundesdurchschnitt (18,7). Im Sekundarbereich I werden 16,7 Schüler je Lehrkraft versorgt, im Bundesmittel sind es 15,5.
Alters– und Geschlechtsstruktur der Lehrkräfte im Schulbereich
Die rheinland-pfälzischen Lehrkräfte im Primar- und Sekundarbereich I haben eine relativ günstige Alterstruktur. Im Primarbereich sind 9,5 Prozent der Lehrkräfte 30 Jahre und jünger, im Sekundarbereich I entfallen knapp 8 Prozent auf diese Altersgruppe. Im Bundesdurchschnitt sind es dagegen nur 5,5 beziehungsweise 3,6 Prozent. Generell gibt es in Deutschland im Vergleich mit anderen OECD-Ländern einen relativen großen Anteil an älteren Lehrerinnen und Lehrern. Dieser geht auf die hohe Zahl der Lehrereinstellungen in den 1970er-Jahren zurück.
Wie deutschlandweit und im Übrigen auch in den meisten OECD-Ländern sind an den rheinland-pfälzischen Bildungseinrichtungen überwiegend Frauen tätig. Die Frauenanteile liegen bei 98,5 Prozent im Elementarbereich (vorschulische Ausbildung), 80,8 Prozent im Primarbereich (Grundschulen) und 57,5 Prozent im Sekundarbereich I (Klassen 5 bis 10). Nur im Sekundarbereich II (Klassen 11 bis 13) sind Lehrerinnen mit 42,1 Prozent in der Minderheit.
Bildungsabschlüsse im Sekundarbereich II
Aufgeholt hat Rheinland-Pfalz im Bereich der so genannten sekundären Bildung. Von den 25- bis 64-Jährigen haben 81 Prozent mindestens einen Abschluss im Sekundarbereich II (z. B. Berufsausbildung, Fachhochschulreife oder Abitur), das sind zwei Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt (OECD: 68 Prozent). In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen liegt der Anteil der Personen mit solchen Abschlüssen jedoch mittlerweile bei 83 Prozent (Deutschland: 84 Prozent; OECD: 78 Prozent).
Alter der Studienanfänger
Mit einem Durchschnittsalter von 20,7 Jahren stellt Rheinland-Pfalz zusammen mit dem Saarland deutschlandweit die drittjüngsten Studienanfänger. Jünger sind nur die Studienanfänger aus Thüringen und Sachsen. In diesen beiden Ländern ist die Gymnasiallaufbahn grundsätzlich auf acht Jahre begrenzt, in Rheinland-Pfalz wird das Abitur in der Regel nach achteinhalb Jahren erreicht. An ausgewählten Ganztagsschulen ist das Abitur künftig auch nach acht Jahren Gymnasium möglich.
Schwerpunkte der Hochschulausbildung
In Rheinland-Pfalz schloss mit 36 Prozent die Mehrheit der Hochschulabsolventen ein Studium der Geistes-, Kunst- und Erziehungswissenschaften ab. Den zweitgrößten Anteil stellen mit 34,9 Prozent Absolventen der Fächergruppe der Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie Dienstleistungen. Der Anteil an Absolventen in mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen lag mit 21,8 Prozent um 7,5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt und ist der niedrigste in Deutschland (OECD 24 Prozent).
Betreuungsrelation an Hochschulen
Die Betreuungssituation an den rheinland-pfälzischen Hochschulen erscheint auf den ersten Blick ungünstig. In Rheinland-Pfalz werden je Wissenschaftler im Durchschnitt 16,1 Studierende betreut. Im Bundesdurchschnitt sind es 12,5 und im Saarland sogar nur 8,4. Diese Werte müssen allerdings unter Beachtung der spezifischen Ausbildungsschwerpunkte des Landes interpretiert werden. So sind die in Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich vertretenen Fachbereiche der Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften traditionell weniger betreuungsintensiv als naturwissenschaftlich-technische Fächer.
Bevölkerungsanteil mit Abschluss im Tertiärbereich
Rund 22 Prozent der 25- bis 64-Jährigen Bevölkerung in Rheinland-Pfalz verfügen über einen Abschluss im Tertiärbereich (Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss, Meisterausbildung und Ähnliches). Der Bundesdurchschnitt liegt zwei Prozentpunkte höher.
Starke Unterschiede existieren zwischen dem Bildungsniveau von Männern und Frauen. So verfügen zwar 26 Prozent der Männer aber nur 16 Prozent der Frauen über einen Abschluss im tertiären Bereich. In der jüngeren Generation verringern sich diese Unterschiede.
Bildungsniveau und Beschäftigung
Das individuelle Bildungsniveau hat einen entscheidenden Einfluss auf die Beschäftigungschancen.
In Rheinland-Pfalz sind insgesamt 74 Prozent der 24 bis 65-jährigen Bevölkerung erwerbstätig. Für Hochqualifizierte liegen die Beschäftigungsquoten in Rheinland-Pfalz wie auch in Baden-Württemberg bei 87 Prozent. Dies sind die höchsten in ganz Deutschland.
Menschen ohne Berufsausbildung erlangen in Rheinland-Pfalz ein Beschäftigungsniveau von 54 Prozent, das entspricht dem Bundesdurchschnitt. Die Beschäftigungsquoten der Geringqualifizierten reichen von 60 Prozent in Baden-Württemberg und Bayern bis zu 39 Prozent in Berlin.
Lebenslanges Lernen
Die Teilnahme am „lebenslangen Lernen“ ist deutschlandweit mit einem durchschnittlichen Anteil von 7,5 Prozent der 25- bis 64-Jährigen im Vergleich zum EU-Schnitt von 9,6 Prozent gering. In Rheinland-Pfalz besuchten lediglich 6,7 Prozent der 25- bis 64-Jährigen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Bildungsausgaben
Die jährlichen Bildungsausgaben in Deutschland lagen im Jahr 2005 bei 7.000 Euro pro Bildungsteilnehmer. Mit 6.500 Euro waren die Aufwendungen pro Teilnehmer in Rheinland-Pfalz deutschlandweit am geringsten. Den höchsten Wert erreichte die Hansestadt Hamburg mit 8.400 Euro pro Schüler und Studierendem.
Im Hochschulbereich reichen die Ausgaben pro Kopf von 9.200 Euro in Rheinland-Pfalz bis zu 15.700 Euro im Saarland. Auch bei der Interpretation dieser Kennzahlen sind die landesspezifischen Ausbildungsschwerpunkte in den Bereichen Geistes-, Kunst- und Erziehungswissenschaften sowie Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zu beachten.
Bezogen auf die Wirtschaftskraft liegen die rheinland-pfälzischen Bildungsausgaben mit 4,2 Prozent des BIP leicht über dem Bundeswert von 4,1 Prozent.
Die „Internationalen Bildungsindikatoren im Ländervergleich“ können auf der Seite des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz (www.statistik.rlp.de) kostenfrei als PDF-Datei(1.489 kB) heruntergeladen werden.
Das Printexemplar kostet 18 Euro und kann unter folgender Adresse bestellt werden: Statistisches Landesamt, Vertrieb der Veröffentlichungen, 56128 Bad Ems. Telefon: 02603/712 450, Telefax: 02063/71 194 322, E-Mail: vertrieb@statistik.rlp.de.
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