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Weniger Insolvenzanträge im Jahr 2020

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stellten 622 Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das waren mehr als elf Prozent weniger als im Jahr 2019. Die Zahl der Anträge von Verbrauchern lag mit 1.753 um gut 36 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

Die Folgen der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die Mitte März begannen, schlagen sich in den Zahlen somit (noch) nicht nieder. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass die Insolvenzantragspflicht bereits kurz nach Beginn der Krise ausgesetzt wurde. Seit März 2020 wurden 504 neue Unternehmensinsolvenzen registriert; von März bis Dezember 2019 waren es 571.

 Unternehmensinsolvenzen

Durch die beantragten Unternehmensinsolvenzen gerieten im Jahr 2020 insgesamt 4.486 Arbeitsplätze in Gefahr. Das Volumen der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger belief sich auf rund 506 Millionen Euro. Durchschnittlich hatte damit jedes insolvent gewordene Unternehmen knapp 812.900 Euro Schulden.

Die meisten Insolvenzanträge stellten – wie auch im Vorjahr – Unternehmen, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt den Wirtschaftsabschnitten „Baugewerbe“ (131 Anträge) und „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (91 Anträge) zuzurechnen ist.

Die Insolvenzhäufigkeit, also die Insolvenzen je 1.000 aktive Unternehmen, lag im Durchschnitt in den kreisfreien Städten höher als in den Landkreisen. Den mit 7,0 höchsten Wert verzeichnete die kreisfreie Stadt Ludwigshafen am Rhein. Unter den Landkreisen ergab sich der höchste Wert mit 6,1 für Alzey-Worms. Am niedrigsten war die Insolvenzhäufigkeit im Landkreis Kusel mit einem Wert von 1,1.

Verbraucherinsolvenzen

Bei den Verbraucherinsolvenzen beliefen sich die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf knapp 80 Millionen Euro. Jeder dieser Verbraucher war damit im Durchschnitt mit rund 45.600 Euro verschuldet.

Mit 20,6 Verbraucherinsolvenzen je 10.000 Einwohner wurde in Pirmasens der höchste Wert verzeichnet. Die niedrigste Insolvenzhäufigkeit weist der Landkreis Südliche Weinstraße mit einem Wert von 1,7 auf.

 

Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und ist damit ein wichtiger konjunktureller Spätindikator. Erhebungsbasis sind die Meldungen der Amtsgerichte über die beantragten Verfahren.
Durch das Gesetz zur vorübergehenden Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und zur Begrenzung der Organhaftung bei einer durch die COVID-19-Pandemie bedingten Insolvenz (COVID-19-Insolvenzaussetzungsgesetz - COVInsAG) (Artikel 1 des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht vom 27. März 2020) wurde die Insolvenzantragspflicht zunächst bis zum 30. September 2020 sowohl für die Insolvenzgründe Zahlungsunfähigkeit als auch für Überschuldung ausgesetzt, sofern die Ursache für die Insolvenzgründe pandemiebedingt war. Für den Insolvenzgrund der Überschuldung wurde die Regelung im Anschluss bis 31. Dezember 2020 verlängert. Vor dem Hintergrund der erneuten Einschränkungen aufgrund des Bund-Länder-Beschlusses vom 28.10.2020 wurde die Insolvenzantragspflicht in der Folgezeit für den Monat Januar 2021 und später bis Ende April 2021 weiter ausgesetzt, sofern ein Antrag auf Novemberhilfen gestellt wurde, ein solcher Antrag nicht aussichtslos ist sowie der erlangbare Hilfebetrag ausreichend ist, um die bestehende Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen. Vor dem Hintergrund der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ist davon auszugehen, dass die Anzahl der tatsächlich wirtschaftlich eingetretenen Insolvenzfälle größer ist als die den Amtsgerichten gemeldete und folglich in der Statistik nachgewiesene Anzahl.

Autor: Dr. Dirk Schneider (Referat Steuern, Verwaltungsstatistiken)

Insolvenzen im Jahr 2020 nach Verwaltungsbezirken
Verwaltungsbezirk UnternehmensinsolvenzenVerbraucherinsolvenzen
insgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 1.000 UnternehmeninsgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 10.000 Einwohner
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz)3-12,126-105,3
Kaiserslautern20-25,989-798,9
Koblenz17-53,936-363,2
Landau i. d. Pfalz1054,812-62,6
Ludwigshafen a. Rh.29-37,072-354,2
Mainz31-103,654-522,5
Neustadt a. d. Weinstraße9-33,82404,5
Pirmasens825,183-3920,6
Speyer602,822-64,4
Trier2655,478-667,0
Worms16-35,556-646,7
Zweibrücken5-24,528-278,2
Landkreise
Ahrweiler27-114,76134,7
Altenkirchen (Ww.)1924,273-175,7
Alzey-Worms33176,138-22,9
Bad Dürkheim1722,947-353,5
Bad Kreuznach33-95,449-203,1
Bernkastel-Wittlich13-32,552-264,6
Birkenfeld14-84,451-36,3
Cochem-Zell7-32,326-24,2
Donnersbergkreis4-51,628-343,7
Eifelkreis Bitburg-Prüm8-132,033-103,3
Germersheim10-82,336-222,8
Kaiserslautern13-23,844-374,2
Kusel2-61,1108915,3
Mainz-Bingen3934,541-681,9
Mayen-Koblenz36-124,681-423,8
Neuwied30-34,074-264,1
Rhein-Hunsrück-Kreis1633,730-502,9
Rhein-Lahn-Kreis19-14,353-444,3
Rhein-Pfalz-Kreis11-72,239-62,5
Südliche Weinstraße10-62,019-261,7
Südwestpfalz1665,051-115,4
Trier-Saarburg1613,257-623,8
Vulkaneifel1134,421-103,5
Westerwaldkreis28-33,460-283,0
Rheinland-Pfalz1622-794,01753-9894,3
kreisfreie Städte180-174,6580-4205,4
Landkreise432-633,71172-5693,9
1 Einschließlich Unternehmen und Verbraucher außerhalb des Bundeslandes und Deutschland.

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