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Weniger Insolvenzanträge in den ersten neun Monaten

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Rheinland-Pfalz im ersten Dreivierteljahr 2020 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 gesunken. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stellten 501 Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das waren fast acht Prozent weniger als in den ersten neun Monaten des vorigen Jahres. Die Zahl der Anträge von Verbrauchern lag mit 1.464 um fast 30 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.

Die Folgen der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die Mitte März begannen, schlagen sich in den Zahlen noch nicht nieder. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass wegen Corona die Insolvenzantragspflicht unter bestimmten Voraussetzungen bis 30. September 2020 ausgesetzt wurde; diese Regelung wurde für Unternehmen, die überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig sind, bis 31. Dezember 2020 verlängert. Von März bis September 2020 wurden 383 neue Unternehmensinsolvenzen registriert; von März bis September 2019 waren es 414.

 Unternehmensinsolvenzen

Durch die beantragten Unternehmensinsolvenzen gerieten im ersten Dreivierteljahr 2020 insgesamt 3.586 Arbeitsplätze in Gefahr. Das Volumen der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger belief sich auf rund 368 Millionen Euro. Durchschnittlich hatte damit jedes insolvent gewordene Unternehmen knapp 735.300 Euro Schulden.

Die meisten Insolvenzanträge stellten – wie auch im Vorjahreszeitraum – Unternehmen, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt den Wirtschaftsabschnitten „Baugewerbe“ (108 Anträge) und „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (73 Anträge) zuzurechnen ist.

Die Insolvenzhäufigkeit, also die Insolvenzen je 1.000 aktive Unternehmen, lag im Durchschnitt in den kreisfreien Städten höher als in den Landkreisen. Den mit 5,8 höchsten Wert verzeichnete die kreisfreie Stadt Ludwigshafen am Rhein. Unter den Landkreisen ergab sich der höchste Wert mit 5,4 für Alzey-Worms. Am niedrigsten war die Insolvenzhäufigkeit im Landkreis Kusel mit einem Wert von 1,1.

Verbraucherinsolvenzen

Bei den Verbraucherinsolvenzen beliefen sich die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf knapp 62 Millionen Euro. Jeder dieser Verbraucher war damit im Durchschnitt mit rund 42.300 Euro verschuldet.

Mit 17,3 Verbraucherinsolvenzen je 10.000 Einwohner wurde in Pirmasens der höchste Wert verzeichnet. Die niedrigste Insolvenzhäufigkeit weist der Landkreis Südliche Weinstraße mit einem Wert von 1,4 auf.

Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und ist damit ein wichtiger konjunktureller Spätindikator. Erhebungsbasis sind die Meldungen der Amtsgerichte über die beantragten Verfahren.
Durch das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht vom 27. März 2020 wurde die Insolvenzantragspflicht bis zum 30. September 2020 ausgesetzt und für Unternehmen, die überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig sind, bis 31. Dezember 2020 verlängert. Unternehmen, deren Insolvenzreife auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruht und die Aussichten darauf haben, eine bestehende Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen, sind somit vorerst von der Insolvenzantragspflicht befreit. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Anzahl der tatsächlich wirtschaftlich eingetretenen Insolvenzfälle größer ist als die den Amtsgerichten gemeldete und folglich in der Statistik nachgewiesene Anzahl.

Autor: Dr. Dirk Schneider (Referat Steuern, Verwaltungsstatistiken)

Säulendiagramm: Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen 1. Quartal - 3. Quartal 2010 bis 2020

Säulendiagramm: Unternehmensinsolvenzen 1. Quartal - 3. Quartal 2010 bis 2020 Voraussichtliche Forderungen

Säulendiagramm: Unternehmensinsolvenzen 1. Quartal - 3. Quartal 2010 bis 2020 Betroffene Beschäftigte

 

Insolvenzen 1. - 3. Quartal 2020 nach Verwaltungsbezirken
Verwaltungsbezirk UnternehmensinsolvenzenVerbraucherinsolvenzen
insgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 1.000 UnternehmeninsgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 10.000 Einwohner
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz)3-12,122-64,5
Kaiserslautern16-34,772-467,2
Koblenz1503,429-252,5
Landau i. d. Pfalz954,31232,6
Ludwigshafen a. Rh.2415,860-153,5
Mainz26-23,049-282,3
Neustadt a. d. Weinstraße7-32,92324,3
Pirmasens603,870-2517,3
Speyer512,415-93,0
Trier2144,473-436,6
Worms15-15,153-396,4
Zweibrücken504,519-175,5
Landkreise
Ahrweiler20-133,54803,7
Altenkirchen (Ww.)1543,36405,0
Alzey-Worms29175,43332,6
Bad Dürkheim1412,442-163,2
Bad Kreuznach21-113,544-112,8
Bernkastel-Wittlich1102,244-183,9
Birkenfeld11-53,54535,6
Cochem-Zell6-22,021-63,4
Donnersbergkreis4-51,627-193,6
Eifelkreis Bitburg-Prüm8-82,028-62,8
Germersheim8-71,935-52,7
Kaiserslautern10-22,940-293,8
Kusel2-51,163-48,9
Mainz-Bingen3263,737-521,8
Mayen-Koblenz30-43,865-373,0
Neuwied24-53,253-192,9
Rhein-Hunsrück-Kreis9-22,123-432,2
Rhein-Lahn-Kreis14-23,241-333,4
Rhein-Pfalz-Kreis10-52,03222,1
Südliche Weinstraße7-41,416-131,4
Südwestpfalz1464,442-24,4
Trier-Saarburg12-12,451-463,4
Vulkaneifel1154,419-23,1
Westerwaldkreis21-42,653-142,6
Rheinland-Pfalz1501-433,21464-1.5823,6
kreisfreie Städte15213,94972214,7
Landkreise343-462,9966-3673,2
1 Einschließlich Unternehmen und Verbraucher außerhalb des Bundeslandes und Deutschland.

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