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Weniger Unternehmens-, deutlich mehr Verbraucherinsolvenzen in 2021

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Rheinland-Pfalz ist im Jahr 2021 weiter gesunken. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stellten im vergangenen Jahr 508 Unternehmen einen Insolvenzantrag, 18 Prozent weniger als 2020. Gegenüber 2019 ist das ein Rückgang um rund 28 Prozent, gegenüber 2011 um fast 59 Prozent. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen war 2021 mit 3.525 doppelt so hoch wie im Jahr zuvor.

 Unternehmensinsolvenzen

Durch die beantragten Unternehmensinsolvenzen gerieten im vergangenen Jahr 4.550 Arbeitsplätze in Gefahr; dies entspricht in etwa dem Wert des Jahres 2020. Das Gesamtvolumen der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger stieg um rund 17 Prozent auf 593 Millionen Euro. Damit hatte jedes Unternehmen zum Zeitpunkt der Stellung des Insolvenzantrags durchschnittlich etwa 1,17 Millionen Euro Schulden.

Die meisten Insolvenzanträge stellten – wie im Vorjahr – Unternehmen aus dem Baugewerbe (91 Anträge). Es folgten die Wirtschaftsabschnitte „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ mit 67 sowie „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit 64 Fällen.

Die Insolvenzhäufigkeit, also die Zahl der Insolvenzen je 1.000 wirtschaftlich aktive Unternehmen, lag in den kreisfreien Städten (3,9) höher als in den Landkreisen (2,9). Den mit 6,5 höchsten Wert verzeichnete die kreisfreie Stadt Worms, den mit 1,7 niedrigsten der Landkreis Neuwied.

Verbraucherinsolvenzen

Die Verdoppelung der Zahl der Verbraucherinsolvenzen gegenüber dem Jahr 2020 dürfte mit der Verabschiedung des Gesetztes zur Verkürzung der Dauer des Restschuldbefreiungsverfahrens am 22. Dezember 2020 zusammenhängen. Die Aussicht auf eine kürzere Laufzeit von drei statt sechs Jahren hatte den Effekt, dass Ende 2020 deutlich weniger Anträge gestellt wurden, weil die Betroffenen das Inkrafttreten des Gesetzes abgewartet hatten. In den folgenden Monaten schlug sich das in deutlich höheren Antragszahlen nieder. Mit dem Anstieg der Zahl der Verbraucherinsolvenzen erhöhten sich auch die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf 158 Millionen Euro (plus 98 Prozent).

Die meisten Verbraucherinsolvenzen je 10.000 Einwohner verzeichnete im Jahr 2021 – wie in den Vorjahren – die kreisfreie Stadt Pirmasens mit 40,3; die wenigsten wiesen die Landkreise Alzey Worms und die Südliche Weinstraße mit jeweils 3,5 auf. Der Niveauunterschied zwischen kreisfreien Städten und Landkreisen ist bei den Verbraucherinsolvenzen stärker ausgeprägt als bei den Unternehmensinsolvenzen. In den kreisfreien Städten lag der Durchschnitt bei 12,8, in den Landkreisen bei 7,1.

Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und ist damit ein wichtiger konjunktureller Spätindikator. Erhebungsbasis sind die Meldungen der Amtsgerichte über die beantragten Verfahren.
Hinsichtlich des zeitlichen Vergleichs ist zu beachten, dass in den Jahren 2020 und 2021 Sonderregelungen galten. So war aufgrund der Corona-Pandemie die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen bis 30. April 2021 unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt. Beruht der Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung auf den Auswirkungen der Starkregenfälle oder des Hochwassers im Juli 2021, so ist die Insolvenzantragspflicht bis maximal 31. Januar 2022 ausgesetzt.
Mit dem Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht sowie im Miet- und Pachtrecht vom 22. Dezember 2020 ist eine Restschuldbefreiung bereits nach drei Jahren anstatt zuvor nach sechs Jahren möglich.

Autor: Hans-Peter Fein (Abteilung Gesellschaft, Staat)

Säulendiagramm: Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen 2011 bis 2021Säulendiagramm: Unternehmensinsolvenzen 2011 bis 2021 - Voraussichtliche ForderungenSäulendiagramm: Unternehmensinsolvenzen 2011 bis 2021 - Betroffene BeschäftigteBalkendiagramm: Unternehmensinsolvenzen 2021 und 2020 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen

Insolvenzen im Jahr 2021 nach Verwaltungsbezirken
Verwaltungsbezirk UnternehmensinsolvenzenVerbraucherinsolvenzen
insgesamtVeränderung gegenüber
2020
je 1.000 UnternehmeninsgesamtVeränderung gegenüber
2020
je 10.000 Einwohner
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz)744,943178,8
Kaiserslautern11-93,31556615,5
Koblenz1924,392568,1
Landau i. d. Pfalz7-33,330186,4
Ludwigshafen a. Rh.16-133,822415213,0
Mainz27-43,21741208,0
Neustadt a. d. Weinstraße7-22,941177,7
Pirmasens7-14,51627940,3
Speyer1155,343218,5
Trier18-83,724416622,0
Worms1936,51125613,4
Zweibrücken4-13,7532515,5
Landkreise
Ahrweiler12-152,191307,0
Altenkirchen (Ww.)17-23,8116439,0
Alzey-Worms19-143,54683,5
Bad Dürkheim2033,572255,4
Bad Kreuznach15-182,582335,2
Bernkastel-Wittlich1302,574226,6
Birkenfeld11-33,572218,9
Cochem-Zell702,33044,9
Donnersbergkreis1174,574469,8
Eifelkreis Bitburg-Prüm1243,086538,6
Germersheim1002,364285,0
Kaiserslautern1303,7100569,4
Kusel422,21241617,7
Mainz-Bingen19-202,2114735,4
Mayen-Koblenz25-113,2178978,3
Neuwied13-171,7120466,6
Rhein-Hunsrück-Kreis8-81,859295,7
Rhein-Lahn-Kreis2014,516611313,6
Rhein-Pfalz-Kreis1543,074354,8
Südliche Weinstraße1773,339203,5
Südwestpfalz11-53,545-64,7
Trier-Saarburg15-13,0116597,7
Vulkaneifel7-42,837166,1
Westerwaldkreis27-13,31701108,4
Rheinland-Pfalz1508-1143,3352517728,6
kreisfreie Städte153-273,9137379312,8
Landkreise341-912,921499777,1
1 Einschließlich Unternehmen und Verbraucher außerhalb des Bundeslandes und Deutschland.

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