Weniger Unternehmens-, deutlich mehr Verbraucherinsolvenzen in den ersten neun Monaten

 Unternehmensinsolvenzen

Zum Rückgang der Unternehmensinsolvenzen hat sicherlich beigetragen, dass die Insolvenzantragspflicht wegen der Corona-Pandemie in bestimmten Fällen bis zum 30. April 2021 ausgesetzt war. Allerdings ist seit Mai kein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen festzustellen.

Trotz des Rückgangs der Insolvenzanträge stieg die Zahl der dadurch in Gefahr geratenen Arbeitsplätze und die Höhe der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger. Grund dafür sind Insolvenzanträge größerer Unternehmen im ersten Quartal. Insgesamt waren 4.197 Beschäftigte betroffen; 17 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten des Jahres 2020. Die voraussichtlichen Forderungen lagen bei gut 516 Millionen Euro, das waren 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich hatte jedes Unternehmen zum Zeitpunkt der Stellung des Insolvenzantrags etwa 1,32 Millionen Euro Schulden. Im Vorjahreszeitraum lag dieser Wert bei gut 735.000 Euro.

Die meisten Insolvenzanträge kamen aus dem Baugewerbe (69), gefolgt von Unternehmen des Wirtschaftsabschnitts „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ (57) und „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (48).

Die größte Insolvenzhäufigkeit gab es in der kreisfreien Stadt Worms mit 5,5 Insolvenzen je 1.000 wirtschaftlich aktiven Unternehmen, am niedrigsten war sie in den Landkreisen Bad Kreuznach und Neuwied (je 1,2).

Verbraucherinsolvenzen

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg von Januar bis September 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 87 Prozent auf 2.733. Die Entwicklung wurde vermutlich maßgebend dadurch beeinflusst, dass die Dauer eines Restschuldbefreiungsverfahrens mit Wirkung zum Januar 2021 von sechs auf drei Jahre verkürzt wurde.

Die relativ meisten Verbraucherinsolvenzen verzeichnete die kreisfreie Stadt Pirmasens mit 33,1 Insolvenzen je 10.000 Einwohner, die wenigsten der Landkreis Südliche Weinstraße mit 2,7.

Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und ist damit ein wichtiger konjunktureller Spätindikator. Erhebungsbasis sind die Meldungen der Amtsgerichte über die beantragten Verfahren.
Aufgrund der Corona-Pandemie war die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen bis 30. April 2021 unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt.
Mit dem Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht sowie im Miet- und Pachtrecht vom 22. Dezember 2020 ist eine Restschuldbefreiung seit dem Jahr 2021 bereits nach drei Jahren anstatt zuvor nach sechs Jahren möglich.

Autoren: Dr. Dirk Schneider (Referat Steuern, Verwaltungsstatistiken), Gudrun Ebenau-Heinz (Sachgebiet Verwaltungsstatistiken)