| Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Rheinland-pfälzische Wirtschaftsleistung sinkt um 0,2 Prozent

Die Wirtschaftsleistung war in Rheinland-Pfalz 2022 leicht rückläufig, allerdings ausgehend von einem sehr hohen Niveau, das im Jahr zuvor erreicht wurde. Preisbereinigt nahm das Bruttoinlandsprodukt nach vorläufigen Berechnungen 2022 um 0,2 Prozent ab. Die aktuelle Entwicklung ist – so wie das Rekordwachstum 2021 – stark vom Bereich Forschung und Entwicklung geprägt.

In jeweiligen Preisen lag die Wirtschaftsleistung 2022 bei 172 Milliarden Euro. Damit trug die rheinland-pfälzische Wirtschaft 4,4 Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Im Vergleich zu 2021 erhöhte sich das nominale Inlandsprodukt um 9,5 Milliarden Euro bzw. 5,9 Prozent.

Geringe Wachstumsimpulse aus der Industrie

Das Verarbeitende Gewerbe, das 2021 einen erheblichen Anteil am Rekordwachstum hatte, erwirtschaftete 2022 nur noch einen preisbereinigten Wertschöpfungszuwachs von 0,7 Prozent (Deutschland: plus 0,2 Prozent). Die Industrie trägt in Rheinland-Pfalz 23 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei. Die meisten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes erzielten 2022 nominale Umsatzzuwächse. Allerdings dürfte das in den meisten Fällen auf kräftige Preissteigerungen zurückzuführen sein, sodass die realen Zuwächse deutlich geringer ausfielen. Den mit Abstand größten nominalen Zuwachs verzeichnete die Branche „Metallerzeugung und -bearbeitung“ (plus 79 Prozent). Auch die Pharmaindustrie, die bereits im Vorjahr ein außerordentlich gutes Ergebnis erzielte, steigerte ihre Erlöse erneut kräftig (plus 29 Prozent).

Wertschöpfungsrückgang in den Dienstleistungsbereichen

Im Dienstleistungssektor, der 2021 ebenfalls kräftig gewachsen war, sank die Bruttowertschöpfung 2022 leicht um 0,3 Prozent (Deutschland: plus 2,9 Prozent). Der tertiäre Sektor erwirtschaftet in Rheinland-Pfalz 65 Prozent der gesamten Wertschöpfung.

Wie im Jahr zuvor hatte die Branche Forschung und Entwicklung einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis. Während diese Branche 2021 ihre Lizenzeinnahmen aus der Impfstoffentwicklung kräftig steigerte und so einen erheblichen Beitrag zum Rekordwachstum leistete, fielen die Einnahmen 2022 geringer aus. Der Bereich Forschung und Entwicklung zählt zum Teilsektor „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen“; dessen Wertschöpfung nahm infolgedessen um 4,2 Prozent ab (Deutschland: plus zwei Prozent).

Die Bruttowertschöpfung des Teilsektors „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“ stieg 2022 um zwei Prozent (Deutschland: plus drei Prozent). Auch der kleinste Teilsektor „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ verzeichnete ein Wachstum. Mit einem preisbereinigten Plus von 2,2 Prozent war der Zuwachs aber wesentlich niedriger als im Bundesdurchschnitt (plus 3,8 Prozent).

Wertschöpfung im Baugewerbe sinkt

Im Baugewerbe führten zunehmend schlechtere Rahmenbedingungen zu einem deutlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung; sie sank 2022 um 2,1 Prozent. Damit entwickelte sich der Bereich aber besser als in Deutschland (minus 2,9 Prozent). Auffällig ist der enorme Preisanstieg im Baugewerbe: In jeweiligen Preisen nahm die Wertschöpfung um 18 Prozent zu. Zur Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft steuert das Baugewerbe im Vergleich der Wirtschaftsbereiche nur einen geringen Teil bei (6,4 Prozent).

Landwirtschaft ebenfalls im Minus

Nach kräftigem Wachstum 2021 schrumpfte auch der Bereich „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ 2022. Die Bruttowertschöpfung des primären Sektors sank um drei Prozent (Deutschland: minus 4,6 Prozent). Wie im Baugewerbe gab es in der Land- und Forstwirtschaft ebenfalls enorme Preissteigerungen: In jeweiligen Preisen legte die Wertschöpfung um 27 Prozent zu (Deutschland: plus 40 Prozent).

Erwerbstätigkeit steigt

Nachdem die Erwerbstätigkeit 2021 stagnierte, stieg sie 2022 um 1,1 Prozent (Deutschland: plus 1,3 Prozent). Im Jahresdurchschnitt arbeiteten 2,05 Millionen Erwerbstätige in Rheinland-Pfalz. Die Beschäftigung konnte sich noch nicht vollständig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholen, die 2020 zum ersten Rückgang der Erwerbstätigkeit in Rheinland-Pfalz seit 2009 geführt hatte. Im Jahr 2022 arbeiteten im Land noch 500 Menschen weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen, stieg 2022 um 1,9 Prozent auf 2,71 Milliarden Stunden (Deutschland: plus 1,4 Prozent). Dazu trug insbesondere der deutlich geringere Einsatz von Kurzarbeit, aber auch die Verschiebung von geringfügiger zu sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung mit mehr Arbeitsstunden bei. Der Krankenstand erreichte hingegen ein Rekordniveau und wirkte dämpfend. Je Erwerbstätigen wurden durchschnittlich 1.323 Stunden geleistet (plus 0,8 Prozent); in Deutschland waren es 1.341 Stunden, also 18 Stunden mehr. Im Ländervergleich ist allerdings zu beachten, dass Rheinland-Pfalz den höchsten Anteil an marginal Beschäftigten aufweist. Auch die Teilzeitquote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt über dem Bundesdurchschnitt.

 Arbeitsproduktivität nimmt ab

Aus dem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts und dem gleichzeitigen Anstieg des Arbeitsvolumens ergibt sich eine Verringerung der preisbereinigten Arbeitsproduktivität (minus 2,1 Prozent; Deutschland: plus 0,4 Prozent). Je Erwerbstätigenstunde wurden in Rheinland-Pfalz 2022 in jeweiligen Preisen 63,45 Euro erwirtschaftet. In Deutschland war das Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde um 16 Cent niedriger.

Analyse „Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz 2022“

Das Statistische Landesamt beleuchtet das Wirtschaftsjahr 2022 ausführlich in einer Analyse, die als PDF-Datei kostenfrei heruntergeladen werden kann.

 Zusammenfassung der Analyse
 Download

Die Ergebnisse für 2022 basieren auf ersten vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Dezember stützen. Für einzelne Branchen liegen noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftszweigen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt.
Die Ergebnisse sind abgestimmt auf den Berechnungsstand des Statistischen Bundesamtes vom Februar 2023.
Weitere Informationen finden Sie im Internetangebot des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ unter www.vgrdl.de.

Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)

Balkendiagramm: Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt 2022 nach LändernSäulendiagramm: Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt in Rheinland-Pfalz und in Deutschland 2012 bis 2022Balkendiagramm: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen 2022 nach Ländern

 Bruttoinlandsprodukt 2022 nach Ländern
Land Bruttoinlandsprodukt1)
in jeweiligen Preisenpreisbereinigt
Milliarden EuroVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Baden-Württemberg572,86,31,4
Bayern716,87,62,1
Berlin179,48,44,9
Brandenburg88,810,23,3
Bremen38,710,15,1
Hamburg144,210,24,5
Hessen323,46,61,6
Mecklenburg-Vorpommern53,47,20,2
Niedersachsen339,47,51,1
Nordrhein-Westfalen793,86,91,1
Rheinland-Pfalz171,75,9-0,2
Saarland38,56,61,7
Sachsen146,58,52,6
Sachsen-Anhalt75,410,52,6
Schleswig-Holstein112,87,71,3
Thüringen71,47,51,5
Deutschland3. 867,17,41,8
Nachrichtlich:   
Westdeutschland (ohne Berlin)3. 252,17,11,5
Ostdeutschland (ohne Berlin)435,68,92,3
1) Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen umfasst den Wert aller in einem abgegrenzten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Es ist Ausdruck der in einer bestimmten Region erbrachten wirtschaftlichen Leistung in einer Periode. Es entspricht der Summe der Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen der Wirtschaftsbereiche zuzüglich dem Saldo aus Gütersteuern und Gütersubventionen. Absolute Angaben liegen nur in jeweiligen Preisen vor. Entsprechend internationaler Konventionen und verbindlicher europäischer Rechtsvorschriften wird preisbereinigt nur die Veränderungsrate bzw. der Kettenindex dargestellt.
 Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung 2022 nach Wirtschaftsbereichen
 Bruttoinlandsprodukt
 Bruttowertschöpfung
Wirtschaftsbereich
(Wertschöpfungsanteil in Rheinland-Pfalz)
Rheinland-PfalzDeutschland
in jeweiligen Preisenpreisbereinigtin jeweiligen Preisenpreisbereinigt
Millionen EuroVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %Millionen EuroVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %
 Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen  171.6995,9-0,23.867.0507,41,8
 Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen  155.3355,9-0,23.498.4957,41,8
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei(1,9%)2.99527,3-3,042.89840,0-4,6
 Produzierendes Gewerbe(32,9%)51.0679,50,11.031.6257,1-0,6
produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe (26,5%)41.1497,60,6820.5234,80,0
darunter verarbeitendes Gewerbe(23,3%)36.1897,90,7713.4895,10,2
Baugewerbe(6,4%)9.91918,2-2,1211.10217,4-2,9
 Dienstleistungsbereiche(65,2%)101.2723,6-0,32.423.9727,02,9
Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (18,7%)29.11311,42,2766.09012,63,8
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen(23,6%)36.585-2,3-4,2876.8714,22,0
öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit(22,9%)35.5754,12,0781.0115,13,0
 Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden 2022 nach Wirtschaftsbereichen
Wirtschaftsbereich Erwerbstätige Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen
Rheinland-PfalzDeutschlandRheinland-PfalzDeutschland
1.000Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %Millionen
Stunden
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei37,90,2-1,159,80,5-1,6
 Produzierendes Gewerbe515,20,40,4743,40,4-0,6
produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 386,80,30,3548,10,3-0,6
darunter verarbeitendes Gewerbe359,80,20,3507,90,4-0,5
Baugewerbe128,50,70,5195,30,5-0,7
 Dienstleistungsbereiche1.492,51,41,61.903,12,62,1
Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 496,21,82,3653,05,34,4
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen279,61,31,2370,81,41,8
öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit716,71,11,4879,31,20,5
Insgesamt2.045,61,11,32.706,31,91,4

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